Sonntag, Februar 25, 2007

 

Ganz schön schräg

Da meine Mädels grade Schenkelweichen lernen, mal ein kleiner Beitrag dazu.
Übrigens lässt man das Pferd dem Schenkel (dem inneren Schenkel des Reiters nämlich), und nicht den Schenkel (aus)weichen....

Was ist Schenkelweichen?
Es ist eine Vorwärts-Seitwärtsbewegung auf 2 Hufschlägen (kein echter Seitengang, die dienen der Versammlung, werden deshalb mit Biegung und nicht nur mit Stellung geritten, was den Hinterfuss vermehrt in Richtung Schwerpunkt treten lässt, dem Ziel aller Versammlung) im Schritt oder Trab auf geraden Linien. Das Pferd ist dabei entgegen der Bewegungsrichtung gestellt, aber nicht gebogen. D.h. die Wirbelsäule ist sowohl vor, als auch hinter dem Widerrist in sich völlig gerade, das Pferd wird nur zwischen 1. und 2. Halswirbel (Atlas und Dreher) soweit nach innen gestellt, dass man den hinteren Rand des inneren Auges sieht. "Innen" ist beim Reiten übrigens immer die Seite, nach der das Pferd gestellt ist. Die Abstellung (Winkelung des Pferdekörpers gegenüber dem Hufschlag) des Pferdes vom Hufschlag ist etwa 40-45°, mehr geht nicht, dann blockiert das Pferd sich selbst mit den Vorderbeinen. Vom Bewegungsablauf her tritt das Pferd jeweils mit dem inneren Huf vorwärts-seitwärts vor den äusseren

Wie wendet man welche Hilfen an?
Die einfachste Variante für lernende Reiter und Pferde wird entlang des Hufschlags an der langen Seite, mit dem Kopf nach aussen und der Bande bzw. sonstiger Hufschlagbegrenzung als "Bremse" gegen zu starke vorwärts- und zuwenig Seitwärtsbewegung geritten. ganz zu Anfang kann man als zusätzliche Vereinfachung die vorhergehende Ecke abkürzen und so bereits den Winkel von 45° an die lange Seite mit herübernehmen.
Für das eigentliche Schenkelweichen gibt der innere Zügel die notwendige Stellung, der äussere begrenzt die Stellung und sorgt mit entsprechend dosiertem Einsatz dafür, dass das Pferd nicht über die äussere Schulter ausweicht.
Da das Pferd dem inneren Schenkel des Reiters weichen soll, treibt dieser rhytmisch im Takte der Bewegung das Pferd Schritt für Schritt bzw Tritt für Tritt (im Trabe, und nur für Fortgeschrittene) immer dann das Pferd vorwärts-seitwärts, wenn das innere Bein vom Boden abfusst, und nur dann. Die Position des Schenkels kann dabei die gleiche wie die des normal vorwärsttreibenden Schenkels bleiben, oder auch wenige cm nach hinten verlagert werden.
Der äussere begrenzende Schenkel eine Handbreit hinter der Senkrechten kontrolliert die Seitwärtsbewegung der Hinterhand . Dazu liegt er im Idealfall nur leicht an, um die Seitwärtsbewegung nicht zu blockieren, da das Pferd immer dem Schenkeldruck ausweicht und es in diesem Falle in Richtung des äusseren Schenkels treten soll. Er wird nur dann eingesetzt, wenn das Pferd mit der Hinterhand zu stark seitwärts tritt.
Leider ist es meistens so, dass das Pferd mit der Hinterhand eher zu wenig seitwärts tritt - was also tun? Man kann sich übergangsweise damit behelfen, dem Pferd mit dem äusseren Schenkel jeweils einen anregenden Impuls in der verwahrenden Position zu geben, dann das Bein kurz "öffnen" (aber nicht wegstrecken) ,um ein vermehrtes Vorwärts-Seitwärts der Hinterhand zuzulassen.

Was passiert nun mit dem Reitergewicht?
Hier gilt wie überall beim Reiten der Grundsatz: Das Pferd tritt immer in Richtung des Reitergewichts und unter das Reitergewicht.
Leider wird Schenkelweichen immer mit einer Gewichtsverlagerung nach innen, eben in Richtung der Stellung bzw Biegung - wie es ja bei allen anderen Lektionen auch funktioniert weil es dem oben genannten Grundsatz entspricht - gelehrt. Das ist physikalisch gesehen in diesem Fall Unsinn, siehe oben beschriebener Grundsatz, weil es beim Schenkelweichen eine Gewichtsverlagerung entgegen der Bewegungsrichtung bedeutet. Korrekterweise müsste die Gewichtsverlagerung nach aussen erfolgen.
Wer es einmal versuchen möchte - auch Pferde , die nach der "klassichen" Gewichtsverlagerung korrekt geritten werden können, tun sich mit dieser Variante leichter, ganz zu schweigen von allen anderen.

Turnierreiter haben hier natürlich ein Problem, wenn sie bewusst und offensichtlich in der Prüfung beim Schenkelweichen nach aussen sitzen. Als Kompromiss für Pferd, Reiter und Richter kann man dann einfach mit gleichmässiger Gewichtsverteilung arbeiten, das hilft dem Pferd und fällt nicht unangenehm auf.


dem rechten Schenkel weichen lassen mit dem Kopf nach aussen

dem linken Schenkel weichen lassen mit dem Kopf nach innen (schwierigere variante)

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