Samstag, Mai 17, 2014

 

Warum ist es am Rhein so schön? Mein Jahr 1 als TT - Survival-Training der anderen Art in Andernach

Anfang Mai habe ich mir den "Spaß" erlaubt, mein Pony als TT zum Turnier zu begleiten. Als wahres Spitzen- Sportpony startet er seine erste echte Saison überhaupt natürlich gleich mit der Klasse L. So Kleckerkram wie Materialprüfung und A-Dressuren haben wir einfach großzügig ausgelassen, wenn auch eher unfreiwillig.
Nach einer völlig entspannten Übernachtung in der Nähe meines Ponies ist mein Tierchen dann zur allgemeinen Verblüffung (wir hatten diverse Vorsichtsmaßnnahmen gegen spontane Unwilligkeit ergriffen, da zickt er natürlich nicht, der Hund) am Morgen wie geschnitten Brot in den Hänger marschiert, und war dann Mr. Coolness selbst. Normalerweise geht spätestens mit Schließen der Klappe die Demontage des Hängers los.
Da mir aber schon vor dem Einladen freudestrahlend prophezeiht wurde, dass ich "mein Pony nicht wiedererkennen" würde (das kann man bei diesem Kanditaten leider auch immer so oder so interpretieren), war ich angenehm überrascht und optimistisch gestimmt für die restlichen Aussichten des Tages.
Die etwa einstündige Fahrt nach Andernach am schönen Rhein verlief denn auch völlig ruhig und reibungslos, trotz absoluter Ortsunkenntnis aller Beteiligten (Saarländer on Tour) kamen wir pünktlich und ohne Umwege an: das ist echtes Talent.
Leider war es mit der Ruhe mit Ankunft  am Turnierplatz schlagartig vorbei. Da hat er dann alles an Randale im Hänger nachgeholt, was er sich während der Fahrt verkniffen hatte. Wahrscheinlich musste es einfach raus, er kann da sicher nichts dafür. Er ist ein eigentlich liebes Pony und meint es sicher nie böse. Ich frage mich hin und wieder aber schon, wann es die Versicherung leid ist, die Kollateral-Schäden an anderer Leute Hänger zu begleichen, die mein Pony jeweils mit Begeisterung verursacht. Er kann sich in sein Zerstörungswerk nämlich so richtig schön vertiefen, wenn er einmal eine kreative Aufgabe gefunden hat.
Nach etwa einer halben stunde im Hänger unter ständiger Bewachung mit diversen ermahnenden Klapsen und Versprechen in Richtung Sauerbraten (den macht  man am Rhein NICHT aus Kuh, habe ich mir sagen lassen) wurde ihm sein Geturne allmählich langweilig und es kehrte wieder relative Ruhe im Hänger ein.
Dummerweise war es dann irgendwann Zeit zum Ausladen, man fährt schließlich zum Reiten aufs Turnier, und nicht weil das Essen dort so gut ist. Also kam der TT (nämlich ich, halbe Portion ohne Stand auf dem Beinen, keine Kraft nirgendwo ) als Führperson für Cerberus zum Einsatz. Cerberus  fängt übrigens auch mit "C" an, fällt mir gerade auf. Ich erwäge eine offizielle Umbenennung, dann gäbe es auch von Anfang an keine Missverständnisse mehr, was mein Pony angeht. Ohne Reiter obendrauf war das Herumgehampel auch noch im gewohnten Rahmen, so kenne ich mein Tier: man muss ihn immer in Bewegung und der einigermaßen richtigen Richtung halten, damit die Anspannung keinen explosiven Höhepunkt erreichen kann.  Leider steigt der mitteleuropäische Reiter gerne am stehenden Pferd auf, sofern er kein Kosake ist. Jetzt ist "Stehenbleiben" ja eine ganz blöde Sache. Siehe oben, Aufstauen von Bewegungsenergie, die sich dann binnen Sekunden explosiv entlädt. Sie hat sich ungefähr eine halbe Minute lang (Echtzeit, gefühlt eine Ewigkeit, in der mir und allen anderen Beteiligten diverse Pony-Körperteile um die Ohren gehauen wurden) sehr gründlich entladen, trotz rechts und links festhalten und Reiter obendrauf. wenn man das übersteht, hat man halbwegs gewonnen. Wobei es mir einigermaßen schleierhaft ist, wie seine Reiterin überhaupt draufgekommen ist, und sich dann da oben halten konnte.  
Nach 2 ganz zufriedenstellenden Auftritten und diversen kleinen Showeinlagen/Total-Aussetzern, einige davon leider während der Prüfungen - aber er ist ja noch ganz grün, auf dem Niveau haben die Pferde normalerweise schon mindestens die 3. Turniersaison hinter sich - und guten 3 Stunden  relativ gleichmäßiger  Bewegung nonstop und massenhaft neuen Eindrücken war sogar mein Dynamit-Pony so relaxed, dass er ganz friedlich den Klee um den Hänger herum fressen konnte, ohne jemanden töten zu wollen.  
Auch das Einladen für die Heimfahrt klappte ohne Widerworte, die ganze Fahrt über war er so friedlich, dass man glauben konnte, er sei garnicht anwesend.
Mission "Dazulernen als Turnierpferd"  also erfüllt, vielleicht färbt ja  die Gemütlichkeit entlang des Rheins, wo er meistens unterwegs ist, irgendwann auf Mr. Bombe ab.
Neueste Berichte von den jüngsten Auftritten sind da auch ganz ermutigend.
Seine Reiterin möchte jedenfalls nicht aufgeben, bis sie ein goldenes Schleifchen mit ihm gewonnen hat.
Ich persönlich als Zahler der monatlichen Miete fürs Bootcamp für meinen Chaoten möchte diesen jugendlichen Ehrgeiz einmal so kommentieren: entweder muss ich noch ganz schnell ganz reich heiraten, oder einen Jackpot im Lotto knacken. Andererseits reicht wahrscheinlich auch alles Geld der Welt nicht aus, dass ich ein goldenes Schleifchen von diesem Tier erlebe. Ich werde lange, lange vorher an Altersschwäche gestorben sein, oder an Herzversagen beim Einsatz als TT.  Vom ersten grünen Gnaden-Schleifchen werde ich selbstverständlich berichten, also ungefähr im Jahr 2024.


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