Donnerstag, Januar 04, 2007

 

Fact or Bullshit: Silage taugt nur als Schweinefutter



Aus aktuellem Anlass, und weil mir grade nix besseres einfällt (draussen regnets) stelle ich für heute noch einmal meinen sensationellen Artikel zur Silagefütterung vom 16.11.2006 neu ein. Selbstverständlich habe ich weder Kosten noch Mühen gescheut und das Ganze komplett neu überarbeitet, wie das alle anständigen Autoren mit ihren miesen Artikeln machen ;-)

Morgen kommt die erste Silagelieferung für diesen Winter und meine Pferde freuen sich schon riesig drauf, denn sie fressen Silage immer wie die Schweine. Von daher müsste mich die Ausgangsbehauptung eigentlich nicht weiter kümmern. Aber Spaß beiseite, wir wollen das Thema ernsthaft bearbeiten, wie Ihr es auf dieser Seite erwarten könnt.

Fact ist: Qualitativ hochwertige Anwelksilage (auch genannt Heulage) ist auch für Pferde bestens geeignet, und ihr müsst keine Angst haben dass ihnen ein Ringelschwänzchen wächst und sie anfangen zu grunzen.

Ich füttere relativ trockene Heulage(Grassilage mit eimem Feuchtigkeitsgehalt von max. 50%), meine Pferde fressen sie sogar lieber als Heu.

Für Pferde mit Atemwegserkrankungen ist Silage eine gute Alternative zum Einweichen von Heu, was gerade im Winter bei Minusgraden schwierig werden kann. Aufgrund des Feuchtigkeitsgehaltes staubt die Silage nicht, ausserdem vermehren sich die Schimmelpilze im sauren Milieu nicht.

Qualitativ hochwertige, kontrollierte Silage bzw. Heulage ist besonders für ältere Pferde besser als Heu, da sie:
  1. besser zu kauen ist, weil weicher als Heu,
  2. verdauungsfördend wirkt wegen der darin enthaltenen Milchsäurebakterien und
  3. leichter verdaulichist, weil durch die Milchsäurebakterien das Futter aufgeschlossen und sozusagen schon "vorverdaut" wurde.
Ein weiterer Vorteil von Silage gegenüber Heu ist die Tatsache, dass in ihr die Nährstoffe übers Jahr wesentlich konstanter erhalten bleiben als im Heu, das nach einem halben Jahr Lagerung, selbst unter optimalen Bedingungen, schon deutliche Qualitätseinbussen hat.

Nachteil: Für Pferde geeignete Silage ist "beim Bauern um die Ecke"schwer zu finden. Das meiste, was angeboten wird, ist für Kühe hergestellt und vom pH-Wert her für Pferde zu sauer und außerdem zu nass und ruft schwere Verdauungsstörungen hervor. Die von speziellen Firmen auch in kleinen Verpackungseinheiten angebotene Heulage ist zwar durchweg bestens geeignet, aber leider auch sehr teuer.

Pferdesilage sollte möglichst spät (Ende Juni/Anfang Juli) geerntet werden, dann sind der Gehalt an Zucker und Eiweiß (die Nahrung für die Bakterien, die den Zucker in Gärsäuren, d.h. hier: Milchsäure, umwandeln) und der Feuchtigkeitsgehalt geringer. Das sorgt für einen niedrigen und pferdefreundlichen Säuregehalt..

Gute Pferdesilage sollte fruchtig-frisch, nur ganz leicht säuerlich (nicht nach Essig) und ein wenig nach Tee riechen, auf gar keinen Fall nach Alkohol, dann ist bei der Gärung etwas schiefgelaufen. Vom Feuchtigkeitsgehalt her sollte sie sein wie Heu einen Tag vor der Ernte, d.h. noch gerade genug Wasser enthalten, damit die Bakterien arbeiten können, um einen für die Konservierung ausreichenden Säuregrad herzustellen und nicht "vertrocknen". Mein Lieferant schneidet sein Heu und seine Silage immer zum gleichen Zeitpunkt, die Silage fährt er dann etwa einen Tag früher ein.

Verfüttern sollte man Silage immer so rasch wie möglich, da ansonsten die Gefahr des Nachgärens (Wärmeentwicklung) durch den Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft besteht. Je höher die Außentemperatuten, desto schneller setzt diese Nachgärung ein, die Silage ist dann als Pferdefutter nicht mehr brauchbar. Da ich Silage nur im Winter, d.h. bei niedrigen Temperaturen füttere, kann ich meine Ballen problemlos 14 Tage offen lassen, im Sommer würde das allerdings nicht funktionieren. Daß keine verschimmelte oder sonstwie verunreingte (Erdklumpen, Tierkadaver, es besteht die Gefahr von Botulismus) Silage verfüttert werden darf, versteht sich von selbst.

Wenn man alle erwähnten Punkte beachtet, ist Silage auch für gesunde Pferde eine schmackhafte und bekömmliche Alternative zu Heu.

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