Sonntag, Oktober 22, 2006

 

Wenn Pferde den Mund zu voll nehmen...

haben sie am Ende eine SCHLUNDVERSTOPFUNG und die stellt immer einen Notfall dar!
Als stolzer Besitzer eines Shetties am ständigen Rande des Hungertods (93 cm, 200 kg) und mit einigen Staubsaugern und Müllschluckern unter den Vorfahren haben wir am Stall auch immer wieder mal das zweifelhafte Vergügen.

Die ersten Symptome sind, je nach Ausmaß der Erkrankung: Fressunlust, Unruhe, Kopfschlagen, Würgen, schleimiger, mit Futter vermischter Nasenausfluss bis hin zu kolikähnlichen Krampfanfällen.
Da die verstopfte Speiseröhre durch die Reizung mit der Zeit anschwillt und dann die Atmung massiv behindert, kann es beim Pferd auch zu Panikattacken kommen. Wer wollte es dem armen Tier verübeln?
Außerdem wird der Speichelfluss stark angeregt, dieser kann aber nicht abgeschluckt werden - der Abfluss ist ja verstopft - und rinnt mit Futter vermischt aus Maul und Nase, was ein typisches Anzeichen für die Schlundverstopfung ist (oder sehr schlechter Tischmanieren). Gelangt dieser Futterbrei über die Luftröhre in die Lunge, kommt es zu einer Lungenentzündung, die tödlich enden kann, weshalb man eigene Spülversuche auch unterlassen sollte. Auch das oft empfohlene Massieren der Speiseröhre sollte man unterlassen, es kann dabei erstrecht zu Schäden an Schleimhaut und Knorpelringen kommen.

Aulöser sind meist feste, ungenügend zerkleinerte Futterbestandteile wie Äpfel oder Möhren, sowie pelletiertes Futter, das nicht genügend gekaut und eingespeichelt wurde. Aber auch alles andere, was aus Hunger oder Fressgier hastig heruntergeschlungen wird, kann zur Schlundverstopfung führen. Das mangelnde Einspeicheln und Kauen verursacht das Anstauen größerer Futtermengen an den Engstellen der Speiseröhre, die dann nicht mehr weitertransportiert werden können.

Spontane Auflösungen der Verstopfung sind zwar möglich, meist wird aber ein Eingreifen des Tieraztes notwendig, da bei zu langem Warten ein Teil der Schleimhaut der Speiseröhre absterben kann (Schleimhautnekrose). Narbenbildungen an diesen Stellen begünstigen dann das Wiederauftreten derErkrankung - ein Teufelskreis! Letztlich wird die Speiseröhre so brüchig, dass Therapieversuche zum Durchbruch der Speiseröhre und damit zum Tod des Pferdes führen können.

Als Therapie wird der Tierarzt zunächst krampflösende Medikamente verabreichen, um dann mittels einer Nasenschlundsonde die Speiseröhre so lange mit Wasser zu spülen, bis sie frei ist und der Schlauch widerstandslos bis in den Magen vorgeschoben werden kann.
Falls das Pferd sehr unruhig ist, kann zur Vermeidung von Verletzungen bei dieser evtl. langwierigen Prozedur eine leichte Sedierung (ne Spritze, na Spitze!) angebracht sein.

Nach der Behandlung ist es wichtig, zur Schonung der gereizten Speiseröhre eine Zeitlang (mind. 1-2 Tage) nur weiches Futter zu geben, z.B. Mash, gekochter Leinsamen oder eingeweichte Heucobs. Auch ein Brei aus geriebenen Äfpeln und Möhren kann gefüttert werden. Als "Rauhfutter" sind Gras oder Heulage in weniger schweren Fällen denkbar, beim Heu scheiden sich die Geister. Wer auf Nummer Sicher gehen will, vermeidet die Fütterung in den ersten ein bis zwei Tagen in jedem Fall.

Da das ungenügende Kauen auch Schäden am Gebiss als Ursache haben kann,sollten unbedingt die Zähne regelmäßig kontrolliert werden, ob nicht Fehlstellungen, Defekte oder Haken an den Zähnen die Kautätigkeit behindern.
Gierige Fresser sollten mehrmals am Tag in kleinen Portionen gefüttert werden, evtl. mit großen Steinen im Trog als Fressbremse.
Daß der nicht genügend eingeweichte Rübenschnitz ein altbekannter Verursacher der Schlundverstopfung beim Pferd ist,weiß mittlerweile sicher jeder. Pellets müssen manchmal ganz durch Körner- oder Müslifutter ersetzt werden.

Auch wenn sich in diesem Artikel jetzt manches wirklich schlimm anhört: eine Schlundverstopfung ist normalerweise kein Beinbruch und lässt sich bei rechtzeitigem Eingreifen durch den Tierarzt auch beheben.

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